15. April 2021
2Städte- und Ortsbau
Mit der nordseitigen Erweiterung und dem östlichen eingeschossigen Anbau wird mit zwei gezielten Ein- griffen das bestehende Volumen leicht vergrössert. Die Ziele dabei sind klar: Erhalt der grosszügigen Pausenhalle im Erdgeschoss, Schaffung einer eigenen Identität für die kirchliche Nutzung und eine bessere Erschliessung und Erkennbarkeit der Zugänge sowohl von extern als auch von den bestehenden Pausenplätzen und Aussenräumen.
Architektonische Lösung
Das Erscheinungsbild der bestehenden Fassaden soll leicht der heutigen Zeit angepasst werden, ohne aber seine Wurzeln zu verleugnen. Die Proportionen, Raster und Einteilungen erachten wir als sinnvoll und in die heutige Zeit übertragbar. Sie werden daher möglichst wenig verändert.
Die Fassade und das Erscheinungsbild des kirchlichen Zentrums sollen sich jedoch klar von der Schule abheben. Sein sich zur Kirche öffnendes, geschwungenes Dach
symbolisiert selbstbewusst eine eigene Identität.
Freiräume
Die heutigen Freiräume sind unklar und eher schlecht untereinander vernetzt. Mit dem Projektvorschlag sollen die heute versteckten Zugänge geklärt und sichtbar gemacht werden, die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit der Pausenhalle und Aula werden verbessert.
Dank des nördlichen Anbaus wird der heute als Parkplatz missbrauchte Zugangshof zur Primarschule besser gefasst und von den Autos befreit.
Nutzung Innenraum
Sämtliche Zugänge und die öffentlichen Nutzungen wie Aula und Bibliothek werden direkt von der neuen Pausenhalle erschlossen, um sie von aussen erkennbar zu machen. Die Aula wird dabei in den heute wenig genutzten Lichthof verschoben, um sie als Zentrum der gesamten Anlage sowie der Gemeinde erlebbar zu machen.
Über die zentrale Erschliessungsachse, die von der Pausenhalle durch das gesamte Gebäude bis zu den nördlichen Parkplätzen reicht und an der alle wichtigen Nutzungen angeordnet sind, gelangt man in das obere Geschoss mit den grosszügigen und gut belichteten Multifunktionsräumen. Der Ring von Klassenzimmern mit Gruppenräumen lässt sich mit den zwei Zugängen gut unterteilen und strukturieren. Hier ist intimes Arbeiten in kleineren Gruppen, aber auch klassenübergreifende Zusammenarbeit möglich und erwünscht.
Der Lehrerbereich und die Spezialzimmer sind von hier aus einfach und übersichtlich zu erreichen, in diesem Bereich sind die Gänge weniger grosszügig, dank den Höfen aber dennoch gut belichtet.
Die kirchliche Nutzung mit Mehrzwecksaal und Cafe ist ideal an Bibliothek und Aula angebunden, kann aber trotzdem dank eigenen Zugängen unabhängig vom Schulbetrieb genutzt werden. Weitere Synergien ergeben sich über die zentral und doch unabhängig nutzbaren Sanitäranlagen und die gut erreichbare Küche der Aula. Zwei gedeckte Aussenbereiche für Jugendraum und Cafénutzung ergänzen die Anlage.
Der barrierefreie Zugang ist über den nordseitig angeordneten Lift und über die südliche Pausenhalle gewährleistet.
Nutzung Aussenraum
Die verkehrsmässige Erschliessung der Anlage erfolgt grösstenteils von Norden, hier sind die Parkplätze entlang der Hangkante angeordnet. Der Zugangsbereich der Primarschule soll möglichst verkehrsfrei bleiben. Anlieferung und Veloabstellplätze in genügender und ausbaufähiger Anzahl stehen hier gedeckt zur Verfügung.
Flächeneffizienz und Flexibilität
Die Flächeneffizienz wird dank besserer Strukturierung der Verkehrswege stark erhöht. Gänge sind jetzt entweder reine Verkehrswege oder sie werden zu richtig nutzbaren und gut proportionierten Multifunktionszonen aufgeweitet. Der Anteil an Verkehrsfläche zu Nutzfläche ist so besonders günstig und der teure Raum wird sinnvoll genutzt.
Dank nichttragenden Trennwänden zwischen den Klassenzimmern und Gruppenräumen können Raumgrössen auch in Zukunft flexibel an die Bedürfnisse angepasst werden. Selbst die Wände zu den Gängen sind nichttragend und sollen möglichst frei von Installationen sein, um zukünftigen Lernformen wie Ateliers oder Lernlandschaften Rechnung zu tragen.
Statik
Der vorgesehene Umbau respektiert das bestehende, filigrane CROCS-System durch möglichst geringe Eingriffe in die Tragstruktur. Die neue Aula wird im bestehenden Innenhof erstellt und übernimmt mit der zentralen Lage und den neuen, umfassenden Betonwänden die horizontale Aussteifung des Schulgebäudes. Daneben sind die neuen Treppenanlagen so angeordnet, dass sie nur einen minimalen Eingriff auf das bestehende Stahlbau-System erfordern.
Das neue Kirchenzentrum wird als eingeschossiger Anbau erstellt, dessen Dachkonstruktion der Terrainlinie folgt. Die Aussteifung des Kirchenzentrums erfolgt über die vorhandenen Raumtrennwände.
Gebäudehülle
Die Gebäudehülle wird umfassend thermisch saniert.
Der sommerliche Wärmeschutz wird durch aussenliegenden Sonnenschutz, verkleinerte Atrien und die Verbesserung der Wärmespeicherfähigkeit (grössere Masse der Erdbebenwände und Zwischenwände) sichergestellt.
Der erforderliche Schallschutz zwischen den einzelnen Räumen wird durch die Zwischenwände in Leichtbauweise erreicht. Um eine gute Raumakustik zu erhalten, werden an die Decken vollflächig Akustikelemente angebracht.
Die Treppenhäuser wurden neu angeordnet, wodurch eine optimale Entfluchtung des Gebäudes sichergestellt wird. Im Erdgeschoss wird der vertikale Fluchtweg im Brandfall durch mobile Brandschutzelemente geschlossen.
Heizung
Die Wärme wird von der bestehenden, zentralen Holzschnitzelheizung mit Jahrgang 2016 bezogen. Aufgrund einer flexiblen Möblierung ist in den Klassenzimmern eine klassische Fussbodenheizung mit Raumthermostaten vorgesehen. In Räumen mit hohen dynamischen Lasten wie der Aula oder dem Mehrzwecksaal wird die Wärme über Heizkörper in Kombination mit einer mechanischen Lüftung eingebracht.
Lüftung
Um den technischen Aufwand gering und die Kosten tief zu halten, ist in den Schulzimmern keine mechanische Lüftung vorgesehen. Anstelle dieser wird ein System mit folgender Funktion vorgeschlagen: die Raumluftqualität in den Klassenzimmern wird stetig gemessen und mit einer Lampe (grün/rot) visualisiert. Die rote Lampe fordert die Schüler und Lehrer dazu auf, die Fenster kurz zu öffnen, bis diese wieder grün aufleuchtet. Optional könnte dieses System mit einer Motorisierung der Fenster ausgerüstet werden. Räume mit einer hohen Personenfrequenz oder speziellen Anforderungen wie Aula, Mehrzwecksaal oder Bibliothek werden mechanisch nach den gängigen Schweizer Normen belüftet. Bei den WC-Anlagen und Multizonen sind einfachste Abluft-Anlagen vorgesehen.
Umsetzung unter Betrieb, Etappierung
Der Projektvorschlag sieht in der ersten Etappe das Erdgeschoss sowie den nordseitigen und kirchlichen Anbau vor. In der zweiten Etappe ist in diesen neu gebauten Bereichen sowie der alten Bibliothek eine provisorische Nutzung vorgesehen, während das gesamte Obergeschoss umgebaut wird.