19. April 2021
Analyse / Denkmalschutz
Die weitgehend original erhaltene Schulanlage Rothus ist ein bedeutendes Werk der Nachkriegsmoderne.
Ein winkelförmiger offener Laufgang verbindet die drei Bestandsbauten und bildet zugleich das Zentrum der Anlage.
Das markante Raster der Hauptfassaden gliedert die detailliert ausgearbeitete Tiefenschichtung an den Fensteröffnungen.
Ihr spezifischer Charakter prägt das Ortsbild, stiftet Identität für Nutzer und Anwohner und soll daher äusserst sensibel revitalisiert werden.
Angestrebt wird eine sanfte Sanierung unter grösstmöglichem Substanzerhalt und Ressourcen schonendem Materialeinsatz.
Die originäre Gestaltung der Oberflächen und Details wird unter Einbeziehung und Abwägung heutiger Anforderungen und Vorschriften beibehalten und gezielt gestärkt.
Die übersichtliche und selbstverständliche Organisation der Gebäude bleibt in ihrer Komposition erhalten und wird wo nötig hinsichtlich der aktuellen räumlichen und pädagogischen Bedürfnisse der Nutzer angepasst.
Dies schafft eine hohe Qualität im Innenraum und sichert die funktionale Flexibilität.
Architektur / Konstruktion
Städtebaulich sensibel wird der Neubau in seine schützenswerte Umgebung eingefügt und schlägt mit gezielten Zitaten einen Bogen zu einer zeitgemässen Architektur. So wird das ausgeprägte Raster der Bestandfassaden aufgegriffen jedoch bis in den asymmetrisch gesetzten Giebel fortgeführt. Für einen vor der Witterung geschützten Empfang ist der Eingangsbereich eingeschnitten.
Das Tragwerk des Gebäudes erlaubt eine flexible Nutzung auch für Klassen- bzw. Gruppenräume, Lernateliers oder Lernlandschaften im Falle zukünftiger Anpassungen. Optimale Spannweiten und eine direkte, vertikale Lastabtragung stellen die Material- und Kosteneffizienz der Konstruktion sicher. Die Aussteifung erfolgt über den Treppen- respektive Sanitärkern. Auf weitere tragende Wände wird zugunsten der zukünftigen Flexibilität verzichtet.
Die Kompaktheit des Volumens und ein Raumkonzept, das auf reine Erschliessungsflächen weitgehend verzichten kann, ermöglichen eine sehr wirtschaftliche Errichtung. Kurze Verbindungswege sowie die Bündelung zusammengehöriger Funktionen auf einer Ebene, steigern die Effizienz im Betrieb und im Unterhalt.
Durch das separate Treppenhaus sind die Erschliessungsbereiche hinsichtlich Brandschutz multifunktional nutzbar. Die horizontale Transparenz schafft Sichtverbindungen in die weitläufige grüne Umgebung.
Aussenraum
Die Verlegung der Parkplätze und Velostellplätze an den südlichen Rand der Parzelle ermöglicht eine verkehrsfreie und sichere Ankuftssituation am Wegmühlegässli.
Der denkmalgeschützte Aussenraum wird mit einem Vorplatz ergänzt, welcher die SchülerInnen empfängt und verteilt. Ein in der Sprache des Bestands formulierter Pavillon sowie der Schatten spendende Baumhain schaffen einen neuen Treffpunkt und Aufenthaltsbereich für die Schule und die umliegende Bevölkerung.
Der neue Pausenplatz befindet sich westlich des Erweiterungsbaus und steht in direkter Verbindung mit den Sportflächen. Die bestehende Pausenfläche im Süden erhält eine klare Zonierung in Pausen-, Spiel- und Aufenthaltsbereiche, welche mit bestehenden Spielelementen bestückt und weiteren ergänzt wird. Eine niedrige Überdachung der Velostellplätze und die Sträucherbepflanzung an den Parkplätzen erhalten die prägende Weitsicht in die Landschaft aus den Schulzimmern. Langgestreckte Sitzelemente schaffen Verweilmöglichkeiten auf der gesamten Schulanlage.
Mit der Neugestaltung des Schulgartens, blumigen Wiesen, dem mehrartigen Baumhain und wo möglich entsiegelten Flächen, werden Artenvielfalt und Mikroklima verbessert. Durch einen sorgfältiger Umgang mit denkmalgeschützten Elementen und dem eindrucksvollen Baumbestand entsteht eine harmonische Schulanlage, in der sich die historische Bausubstanz optimal mit der Neugestaltung verbindet.