22. Juni 2020
Ortsbauliches und Erschliessung:
Das neue dreigeschossige Schulhaus orientiert und öffnet sich mit seinem Hauptzugang zum bestehenden Pausenplatz und wird so Teil des gesamten Ensembles. Vom Chäsiweg lassen sich die Eingänge der Gebäude gut überblicken und die Orientierung für Aussenstehende oder Kinder fällt leicht. Der Neubau fügt sich volumetrisch selbstbewusst, aber ohne sich in den Vordergrund drängen zu wollen in die heterogene und von verschiedenen Baustilen geprägte Struktur des Areals ein.
Die Notwendigkeit der Erweiterung kombiniert mit der Wertschätzung des Vorhandenen wird als Chance verstanden, die Schulanlage zu vervollständigen, die Adressbildung zu stärken und die aussenräumlichen Qualitäten zu unterstreichen.
Nutzungsqualität und -flexibilität:
SchülerInnen und LehrerInnen betreten das Gebäude über den gedeckten Vorbereich direkt in das vielfältig nutzbare Foyer.
Das Eingangsgeschoss ist offen, transparent und einladend gestaltet. Hier befinden sich, zentral gelegen und für alle gut erreichbar die Aula, der Schüleraufenthalt und der Lehrerbereich. Foyer, Aula und Aufenthalt können über schiebbare Wände auch zusammengeschaltet und gemeinsam für spezielle Anlässe genutzt werden.
Die beiden Obergeschosse sind besonders flexibel nutzbar: Kernzone mit Toiletten, Fassade und lediglich 6 Stützen bilden die Grundstruktur, die mit nur einem Treppenhaus auskommt und ohne Trennwände in statischer, brandschutz- und haustechnischer Hinsicht bereits funktionieren würde. In ausgebautem Zustand liegen die Unterrichtsräume ringförmig an der Fassade, lediglich unterbrochen durch zwei offene und gut belichtete Multizonen, die für klassenübergreifende Gruppenarbeiten und als Aufenthaltszonen genutzt werden können. Sämtliche Wände sind nichttragend und weitgehend installationsfrei und können flexibel an zukünftige Bedürfnisse angepasst werden, ohne Baubewilligung und in den Sommerferien.
Diese Anordnung mit hoher und wirtschaftlicher Dichte ermöglicht klassenübergreifendes Arbeiten, aber auch ein intimes und stilleres Arbeiten, wo man sich in seine Nische bzw. eigene Zone zurückziehen kann.
Über die Fassaden dringt viel Licht tief in das Innere, eine Sitzbrüstung im Fensterbereich verhindert jedoch direkte Einsicht in die Klassenzimmer von aussen.
Behaglichkeit, Besonnung, Beschattung, Belüftung, Ökologie:
Durch das kompakte Gebäudevolumen und die optimal gedämmte Gebäudehülle kann der Energieverbrauch für den Bau und Betrieb des Gebäudes auf ein Minimum reduziert werden. Grosszügige Fensteröffnungen reduzieren den Bedarf an elektrischer Energie für die Beleuchtung und steigern gleichzeitig die Erträge aus der passiven Solarenergienutzung. Ein aussenliegender, tageslichtoptimierter Sonnen- und Blendschutz verhindert die sommerliche Überhitzung der Räumlichkeiten. Eine Besonderheit sind die vorgesehen Rippendecken: da die Raumakustikelemente dazwischen angeordnet werden können, bleibt die für die im Sommer optimale Kühlung der Räume so wichtige Masse der Decken erhalten und die Tag-Nacht Phasenverschiebung der Temperaturen kann genutzt werden. Zudem können alle Leitungsführungen wie Luft und Elektro einfach darin geführt und auch nachgerüstet werden.
Bau- und Lebenszykluskosten:
Die Kompaktheit des Volumens und ein Raumkonzept, welches auf reine Erschliessungsflächen weitgehend verzichten kann, ermöglicht eine sehr wirtschaftliche Errichtung der Bauten. Die kurzen Verbindungswege sowie die Anordnung der Klassenzimmer auf einem Geschoss, steigern die Effizienz im Betrieb und im Unterhalt.
Materialisierungskonzept:
Das Materialkonzept könnte den Minergie-Eco-Standard erfüllen (muss aber nicht zertifiziert werden) und setzt wo immer möglich auf natürliche, schadstofffreie Materialien mit einem tiefen Bedarf an grauer Energie von der Herstellung bis zur Entsorgung. Eine konsequente Trennung von Komponenten unterschiedlicher Lebenserwartung vereinfacht nicht nur den langfristigen Werterhalt der Gebäude sondern minimiert auch den Aufwand für Wartung und Unterhalt und vereinfacht allfällige spätere Umnutzungen oder Sanierungen der Gebäude.
Das Tragwerk der Gebäude besteht aus vorfabrizierten Rippendecken und Betonstützen. Optimale Spannweiten und eine direkte, vertikale Lastableitung stellen die Material- und Kosteneffizienz der Gebäudestatik sicher. Die Aussteifung und die Gewährleistung der Erdbebensicherheit erfolgt durch den Sanitärkern. Auf weitere tragende Wände kann verzichtet werden, wodurch eine grosse Flexibilität hinsichtlich künftiger Nutzungs- oder Raumanpassungen sichergestellt ist.