15. Juni 2020
Projektidee
Die Schulanlage Meiriacker liegt am nordwestlichen Rand von Binningen und ist inmitten eines stark durchgrünten, homogenen Wohnquartiers eingebettet. Topografisch liegt die Schule in einem leicht ansteigenden Hang, die östlich durch einen schmalen Grünstreifen mit dichtem Baumbestand begrenzt wird.
Die bestehenden Gebäude mit geborgenem Pausenplatz bilden ein räumlich qualitätvolles Ensemble, das für die Erweiterung nach einer fein austarierten und respektvollen Lösung verlangt.
Die Notwendigkeit der Erweiterung kombiniert mit der Wertschätzung des Vorhandenen wird als Chance verstanden, das Schulhaus zu vervollständigen, die Adressbildung zu stärken und die aussenräumlichen Qualitäten zu unterstreichen.
Der Projektvorschlag sieht am Tiefengrabenweg östlich der bestehenden Schule anstelle der alten Turnhalle und Zivilschutzanlage, ein Neubauvolumen vor. Der Neubau ergänzt das bestehende Ensemble auf selbstverständliche Art, fügt sich mit dem Bestand zu einer neuen, unzertrennbaren Einheit zusammen und schliesst die Gebäudetypologie gegen Osten ab. Auf diese Weise wird der Pausenplatz präziser gefasst und gestärkt. Eine neue Eingangszone im Norden verbessert die Präsenz an der Rottmannsbodenstrasse und festigt die Adressbildung der Schulanlage.
Umgebung
Die Setzung der Gebäude schafft eine attraktive Adressierung. Die bestehende klare Gliederung der Aussenräume bleibt erhalten und wird weiterentwickelt. Der Pausenplatz mit dem integrierten Sportfeld liegt nach wie vor im Zentrum der Anlage. Im Osten zum Wald hin entsteht ein naturnaher Freiraum, welcher den Kindern vielfältige Spielmöglichkeiten bietet. Der Aussenraum des Kindergartens integriert sich in diesen grünen Freiraum und ist von den Haupträumen aus direkt einsehbar. Bei Bedarf kann ein Holzzaun den Bereich der Kindergärten und die Pausenfläche der Schüler trennen.
Beide Kindergärten erhalten einen gedeckten Hartplatz und einen Sandkasten. Im Zentrum ermöglicht eine grosszügige Rasenfläche Regelspiele und Bewegung. Einheimische Sträucher, Findlinge, Baumstämme und Weidenhäuser laden in den Randzonen zum Entdecken und Verstecken ein. Spielgeräte für motorische Erfahrungen ergänzen das Spielangebot. Die einheimischen Gehölze lassen die Kinder die Jahreszeiten erleben. Dank Obstbäumen, Hasel und Beerensträucher ist der Garten im Herbst auch ein Naschgarten. Mit seinen Pflanzbeeten und dem Platz zum selber gestalten, wird der Garten mit den Kindern noch bunter und lebendiger.
Bestand
Das bestehende Schulhaus wird mit wenigen Eingriffen umgebaut und auf die modernen Unterrichtsstrukturen angepasst.
Im Westtrakt werden die Räumlichkeiten des Kindergartens zur Nachmittagsbetreuung mit Mittagstisch umgebaut. Die beiden Aufenthaltsräume sind gegen Westen orientiert und teilen sich einen grosszügigen, gedeckten Aussenbereich als Raumerweiterung. Die Nebenräume, wie Lager, Küche und Toiletten liegen zentral und dienen als Trennschicht zum ostorientierten Lehrerbereich.
Die Kindergärten sind künftig im Neubau organisiert und profitieren am neuen Standort von
einer wesentlich besseren Besonnung und von einem grosszügigen, attraktiven Aussenraum.
Die neue Nutzungsverteilung gewährleistet nun eine stufen- und nutzungsgerechte Orientierung in der Schulanlage.
Neubau
Der Neubau schliesst punktuell an den Bestand an. Dabei dient das neue, zentrale Treppenhaus als Schnittstelle zwischen Alt und Neu und ermöglicht gegen die Rottmannsbodenstrasse einen neuen, gedeckten Zugang.
Die Turnhalle ist im Neubausockel organisiert und profitiert wegen der Hanglage von einer guten natürlichen Belichtung.
Im Erdgeschoss liegen die zusätzlichen Klassenzimmer und die vier südorientierten Kindergärten. Die ergänzenden Klassenzimmerstrukturen sind analog der Bestandszimmer zur Rottmannsbodenstrasse hin ausgerichtet.
Zwischen Kindergarten und Klassenzimmerstruktur werden unterschiedlich eingestreute Raumkuben positioniert, die spannende und multifunktionale Zonen und Zwischenräume generieren, die von einem zentralen Innenhof optimal natürlich belichtet werden.
Der Nutzungsflexibilität wird eine hohe Beachtung geschenkt: Die multifunktionalen Zonen vor den Klassenzimmern und Kindergärten sind flexibel möblierbar und bieten Raum für vielfältige Nutzungen: Sei es für stufenübergreifendes Arbeiten oder auch für stilles Arbeiten in kleinen Gruppen.
Grundsätzlich soll das Raumkonzept, das weitgehend auf reine Erschliessungsflächen verzichtet, eine hohe Nutzungsneutralität bieten: Die vorgeschlagene Raumstruktur kann auf zukünftige Änderungen der Schulraumplanung reagieren und erlaubt auf einfache Art und Weise spätere Nutzungsanpassungen.
Brandschutz
Der Neubau bzw. die Gesamtanlage erfüllt die aktuellen Normen der VKF. Zwei Fluchttreppenhäuser, die sowohl der Erschliessung der Geschosse als auch der Fluchtmöglichkeit dienen, gewährleisten die maximalen Fluchtweglängen von 35m.
Alle Klassenzimmer flüchten direkt oder über einen weiteren Raum in ein Fluchttreppenhaus. Das Flüchten aus den Turnhallen im Untergeschoss ist über zwei Fluchtmöglichkeiten gewährleistet. Der Aufwand für technische Brandschutzanlagen ist gering.
Statik / Konstruktion / Material
Die bestehende Turnhalle und Zivilschutzanlage werden rückgebaut.
Der Ersatzneubau sowie dessen neue Erschliessung zum Bestand werden in Massivbauweise geplant. Durch die Hanglage wird die Turnhalle teilweise im Boden versetzt und bildet somit ein Sockelgeschoss für die darüber liegenden Schulräume.
Die Decke der Turnhalle wird über beide Spielfelder gespannt. Um das zu ermöglichen, wird eine Rippendecke vorgesehen.
Der eingeschossige Aufbau wird mit einem Sheddach aus Stahlbeton auf einem gleichmässigen Stützenraster ausgebildet, welcher mit den Rippen der unteren Decke abgestimmt ist.
Die Wände zwischen Klassenzimmern und Gruppenräumen sind nichttragend ausgebildet und können an zukünftige Bedürfnisse flexibel angepasst werden.
Das Treppenhaus sowie einzelne Wände in den Fassaden sorgen für die Stabilität gegen Wind- und Erdbebeneinwirkungen.
Gebäudetechnik / Nachhaltigkeit / Wirtschaftlichtkeit
Das Ziel des Energiekonzepts ist, den Energieverbrauch durch eine hohe Energieeffizienz zu minimieren, eine maximale Eigenproduktion anzustreben und gleichzeitig einen hohen Nutzerkomfort bereitzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen werden sowohl passive als auch aktive Massnahmen eingesetzt.
Im Winter wird die Raumwärme über Heizkörper bereitgestellt. Eine schnelle Reaktionszeit der Wärmeabgabe in Räumen mit wechselnder Personenbelegung ist somit gegeben.
Die Wärmeerzeugung erfolgt über die bestehende Gasheizung im Bestandsgebäude.
Der Energiebedarf zum Beheizen des Neubaus wird durch gute Dämmwerte der Aussenbauteile, sowie einem innenliegenden Blendschutz zur Nutzung der solaren Erträge im Winter minimiert. Die Wärmeabgabe in der Sporthalle wird mittels Luftheizung sichergestellt.
Im Sommer wird der sommerliche Wärmeschutz mithilfe von aussenliegenden Rafflamellenstoren und einer Nachtauskühlung eingehalten. Durch die Nachtauskühlung wird mit kühler Aussenluft die aufgewärmte thermische Masse im Gebäude während der Nacht regeneriert. Der Luftaustausch erfolgt über die Infrastruktur der vorgesehenen mechanischen Lüftung und/oder über eine natürliche Entlüftung über das Sheddach.
Zur Effizienzsteigerung in Kombination mit der PV-Anlage werden energieeffiziente LED- Leuchtmittel verwendet. Somit wird einerseits wenig Energie benötigt, andererseits wird im Sommer weniger Wärme produziert.
Das Materialkonzept setzt auf natürliche, schadstofffreie Materialien mit einem tiefen Bedarf an grauer Energie von der Herstellung bis zur Entsorgung.
Der Neubau wird nach den Kriterien der Systemtrennung und damit unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebensdauer der Materialen konzipiert. Die Anlagen werden, wo immer möglich offen geführt oder mittels Revisionsöffnungen zugänglich gehalten. Bauteile mit unterschiedlicher technischer und betrieblicher Funktionstüchtigkeit sind konsequent in Primär-, Sekundär- und Tertiärsystem voneinander getrennt.
Dies vereinfacht nicht nur den langfristigen Werterhalt des Gebäudes, sondern minimiert auch den Aufwand für Wartung und Unterhalt und vereinfacht allfällige spätere Erweiterung oder Sanierung des Gebäudes.
Etappierung
Grundsätzlich können die bestehenden Provisorien für die notwendigen Nutzungsumlagerungen verwendet werden, damit die Schulanlage unter laufendem Betrieb erweitert und umgebaut werden kann.
In der ersten Etappe wird der Neubau erstellt. Danach beziehen die Kindergärten die neuen Räumlichkeiten im Neubau und die Lehrer die provisorischen Räume.
Dadurch kann in der zweiten Etappe der Westtrakt zu Tagesschule und Lehrerbereich umgebaut werden.