26. Juni 2019
Projektidee
Der Neubau als Hauptgebäude, der bestehende Hauswirtschaftstrakt und die Schulergänzende Betreuung bilden das neue Trio der Schule Sternmatt 1.
Der Neubau orientiert sich am selbstbewussten Auftritt der Schulanlagen Sternmatt 2 und der Dorfmattschule. Als neuer Abschluss der Dorfmatt und als Gegenüber der Dorfmattschule stärkt er den Ort als öffentliches Zentrum. Die räumlichen Bezüge zwischen Quartier und Dorfmatt werden geklärt, ebenso die Rolle der Schule als Mittel- und Treffpunkt gesellschaftlicher Anlässe.
Inmitten des aufgespannten Raumes befindet sich der denkmalgeschützte Schulbau von Hafner und Wiederkehr von 1957. Er wird in die Gesamtanlage integriert. Direkt an der Dorfmatt angeordnet, beherbergt er neu die Schulergänzende Betreuung. Der Hauswirtschaftstrakt bleibt als solcher weiterhin genutzt.
Der Rückbau der bestehenden Turnhalle ermöglicht eine direkte Verbindung der Dorfmatt zum Pausenplatz, welcher als Ankunfts- und Aufenthaltsort der Schüler dient. Zusammen mit dem Allwetterplatz, bilden sie gemeinsam eine erweiterte Freifläche. Flache Sitzstufen und Bäume vermitteln zwischen der Niveaudifferenz von Pausenplatz und Dorfmatt und zonieren die Freiräume in unterschiedliche Aufenthaltsbereiche .
Der kraftvolle Neubau begegnet dem Bestand mit Respekt. Das Zusammenspiel lässt neue Zwischenräume entstehen und der Pausenplatz wird in gleicher Art weitergebaut. Der Bezug und die Ausrichtung der bestehenden Schulbauten auf Kirche und Dorfzentrum bleiben nicht nur bestehen, sie werden sogar gestärkt.
Etappierung / Ökonomie
Um den Neubau zu erstellen werden in einem ersten Schritt die bestehenden Kindergärten rückgebaut und im Erdgeschoss der alten Turnhalle als Zwischennutzung untergebracht. Somit ist während der Bauzeit der geregelte Betrieb der Schule sichergestellt. Nach dem Umzug der Klassen in den fertiggestellten Neubau kann der Hauswirtschafts- und ehemalige Schultrakt saniert und umgebaut werden.
Durch die Konzentration auf ein neues Gebäude, spart man nicht nur Mittel für Provisorien, sondern schafft weitere Synergien: die Baustelle ist auf einen Bereich in der Schulanlage begrenzt, die Zufahrt erfolgt stets von der Strasse her und es muss nur eine Baugrube erstellt werden. Das Schulhaus entspricht in seiner Konzeption den aktuellen Brandschutzvorschriften.
Nutzungsaufteilung
Die Schule Sternmatt 1 besteht aus drei Gebäuden mit einer klaren Nutzungsaufteilung: Der Neubau als Haupttrakt, der Hauswirtschaftstrakt und die SEB.
Bestand
Grundsätzlich bleiben die beiden geschützten Bauten weitgehend unverändert. Mit wenigen kleineren Eingriffen wird man den heutigen Raumanforderungen gerecht. Die Gebäudestruktur bleibt intakt, das Raumprogramm kann auch ohne Anbauten erfüllt werden. Im ehemaligen Klassentrakt schaffen Durchbrüche der Klassenzimmertrennwände eine Enfilade respektive eine leicht zonierte Raumsequenz. Die Aufenthaltsräume der SEB werden über die bestehende und eine neue Aussentreppe mit dem Aussenraum verknüpft. Die Nutzungen im Hauswirtschaftstrakt bleiben erhalten. Nur wenige Wände werden versetzt, damit genügend Platz für Unterrichtsräume und Lagerflächen entsteht.
Von aussen
Die feingliedrige Fassade mit leicht differenzierten Betonfertigelementen , Holzfenster und Brüstungen lassen den Baukörper leicht und freundlich erscheinen. Zusammen mit der gefalteten Dachfläche unterteilt die Fassade den Baukörper und nimmt die Massstäblichkeit des Quartiers auf. Grosszügige Verglasungen schaffen Transparenz, welche entlang des Sternenwegs das Erdgeschoss im Quartier verorten.
Mit genügend Grenzabstand lässt das Gebäude dem Strassenraum Luft, dadurch entsteht Platz für eine Baumallee als Erweiterung der Grünachse durch Baar. Mithilfe der Bepflanzung entstehen verschiedene Aufenthalts- und Bewegungsräume, in dem auch Nischen, Rückzugs- und Spielmöglichkeiten nicht fehlen. Vom Hauptzugang her, über den Pausenplatz entlang des Neubaus und der Sternmatt, führt der Weg aus der Einstellhalle zur Schule Sternmatt 2 und bindet so die Gesamtanlage zusammen.
Nach innen
Über den Hauptzugang gelangt man in die grosszügige und multifunktional nutzbare Eingangshalle. Daran angrenzend finden sich die gemeinschaftlich Räumlichkeiten: Turnhalle, Bibliothek und Mehrzweckraum, der durch grosse Schiebewände mit der Halle zu einer Einheit verbunden werden kann.
Über eine grosszügig belichtete Treppe im Zentrum der Anlage gelangt man in die Obergeschosse, wo Unterstufe, Mittelstufe I und II und der Lehrerbereich angeordnet sind und sich in eigenständige und identitätsstiftende Cluster aufteilen. In jedem dieser vier Zonen spannt sich ein frei bespiel- und möblierbarer Begegnungsraum auf und schafft so eine grosszügige und gut überblickbare Lernwelt, die aber auch Rückzugsmöglichkeiten und intimeres Arbeiten ermöglicht. Mit den beiden Höfen entsteht eine sowohl in horizontaler als auch vertikaler Richtung erlebbare Transparenz und trotz hoher Raumtiefe sind alle Bereiche natürlich belichtet. Der Aussenraum verschmilzt hier mit der Innenwelt und schafft so eine dem Lernen förderliche Atmosphäre. Die Kindergärten befindet sich im Erdgeschoss und sind optimal gegen Süden und Südosten orientiert. Die vier Einheiten gruppieren sich auch hier um einen zentralen und gut belichteten Begegnungsraum, der zum gemeinsamen Spielen einlädt. Die Aussenräume sind direkt ab den Spiel- und Lernräumen zugänglich und perfekt besonnt. Hier befindet sich auch der Aussenraum der Unterstufe, der über eine Treppe direkt vom oberen Geschoss erreicht werden kann.
Konstruktion, Material
Ein gleichmässiges Raster legt sich über das Gebäude und führt zu einer rationalen Struktur mit Stützen und geringen Spannweiten. In der Ebene des inneren Stützenrings befinden sich Wandschränke, Garderoben, Steigzonen und Türen. Diese formen einen räumlichen Übergang zwischen den individuellen Klassenzimmern und den gemeinschaftlichen Begegungsräumen. Diese Disposition ermöglicht die konsequente Trennung der Primärstruktur von Haustechnikinstallationen , was deren unterschiedlichen Erneuerungszyklen Rechnung trägt. Der Gebäuderaster basiert auf den Grössen heutiger Klassenzimmer, bietet aber genug Nutzungsflexibilität, um problemlos zukünftige Einteilungen zu ermöglichen. Natürliche und robuste Materialien erhöhen die Lebensdauer und reduzieren den Aufwand für Wartung und Unterhalt. Warme Farbtöne der Böden, helle Wände und Decken sorgen für eine anregende Lernatmosphäre. Das kompakte Volumen in Kombination mit einer gut gedämmten Fassade entspricht den Vorgaben für Minergie-P Eco. Die gegen Süden ausgerichtete Dachfläche wird mit einer Photovoltaikanlage belegt.
Nutzung: Kindergarten, Primar- und Sekundarschule, Turnhalle, Tagesschule
Auftragsart: Offener Projektwettbewerb: 5. Preis
Auftraggeber: Gemeinde Baar ZG
Jurierung: Juni 2019