31. August 2022
Städtebau und Aussenraum:
Die gesamte Schulanlage Langmatt/Neumatt erhält
eine räumliche Umstrukturierung. Durch den
Neubau des Kindergartens und den
Erweiterungsbau des Schulhauses Langmatt wird
ein Umdenken ermöglicht. Der Erweiterungsbau der
Schule orientiert sich am Eingangsniveau des
angrenzenden Bestands sowie der Turnhalle. Der
ehemalige abgesenkte Parkplatz wird angehoben.
Es entsteht ein grosszügiger Schulfreiraum, der die
einzelnen Gebäude verbindet. Die zentrale Spiel-
und Bewegungsfläche geht auf die
unterschiedlichen Bedürfnisse der Schulstufen ein.
Der Allwetterplatz, das Wasserspiel sowie die mit
Baumhainen besetzten Plätze bieten zahlreiche
Spiel- und Aufenthaltszonen. Dank dem robusten
Grundgerüst des Freiraumkonzepts können die
Anforderungen des Raumprogramms optimal
untergebracht werden.
Zum Erhalt der Vernetzung mit den umliegenden
Quartieren werden die wichtigen übergeordneten
Fuss- und Veloverbindungen aufgenommen und
weiterentwickelt. Diese Durchlässigkeit soll einen
erlebbaren Freiraum mit teilweise öffentlichem
Charakter entstehen lassen. Das Thema Ökologie
wird in der gesamten Schulanlage
grossgeschrieben. Neben einem hohen Anteil an
Grün- und Pflanzflächen wird darauf geachtet,
sickerfähige Bodenbeläge zu verwenden. Die
bestehenden Bäume werden durch
standortgerechte und Klima angepasste Gehölze
ergänzt. Die vitalen Bestandsbäume werden wo
möglich erhalten und punktuell mit Neupflanzungen
ergänzt. Bestehende Grünflächen werden in ihrer
Struktur und Artenvielfalt aufgewertet.
Unterschiedliche Wiesen und Staudenflächen bilden
im gesamten Perimeter ökologisch wertvolle
Bereiche.
Es entsteht eine Schulanlage von deren vielseitigem
und kleinteiligem Freiraumgefüge mit hohem
ökologischen Mehrwert und herausragender
Aussenraumqualität SchülerInnen, Lehrpersonen
und das gesamte Quartier profitieren können.
Aussenraum Schule Langmatt:
Der Erweiterungsbau wird von allen Seiten mit
Schulfreiraum umspielt und ist durch einen
gedeckten Durchgang mit dem bestehenden
Schulhaus verbunden. Durch das eingerückte
Sockelgeschoss entsteht ein gedeckter und
vielseitig nutzbarer Pausenbereich. Die im Norden
situierten Sitztreppen nehmen den Höhensprung
elegant auf und dienen als Aufenthaltsraum,
Zuschauerbereich für die Sportfelder oder als
Aussenklassenzimmer. Auf der unteren Ebene steht
der Sport im Fokus. Die Sportflächen
(Rasenspielfeld, Allwetterplatz) und der Pumptrack
bieten Raum, sich nach Lust und Laune
auszupowern. Eine Pergola, die mit dem
Aussengeräteraum kombiniert ist, wird zum
Treffpunkt für Kinder und Jugendliche und bringt
damit auch einen Mehrwert für die umliegenden
BewohnerInnen.
Die Parkplätze (5 Besucher Stellplätze, 25
Stellplätze für das Lehrpersonal) sind, wie es das
Erschliessungskonzept vorsieht, in der Verlängerung
der Langackerstrasse verortet. Die 300
Velostellpätze werden dezentral an den
Hauptachsen und Zugangsbereichen auf dem
gesamten Schulareal angeboten.
Aussenraum Kindergarten:
Der Kindergarten Neubau wird separat über den
Hausmatt-Weg erschlossen. Der Aussenraum ist
durch Schichten unterschiedlicher Privatheitsgrade
gegliedert. Jede Gruppe verfügt über einen eigenen
gedeckten Aussenraum oder eine Terrasse an ihrem
Gruppenraum. Die in der Wiese situierten
Pausenkreise sind so angeordnet, dass jede
Gruppe ungestört ihre Pausen abhalten kann. Die
gemeinsam genutzten Flächen wie die Sandanlage,
der Trockenplatz und der Rasenplatz sind
gemeinsam im nördlichen Teil der Parzelle verortet.
Auch hier werden Sitztreppen verwendet, um die
Höhendifferenz aufzunehmen und qualitätsvolle
Aussenräume zu schaffen.
Unter den beschatteten Bereichen (Pergola,
Sonnensegel oder Bäume) können die Kinder auch
an sonnigen Tagen ausgiebig spielen. Das
Bindeglied zwischen Kindergarten und dem
zentralen Pausenbereich der Schule ist der
Naturspielplatz. Klettern, Springen, Balancieren,
Bewegen und Entdecken der Natur und stehen in
dem naturnahen Spielplatz an oberster Stelle.
Architektur:
Die Fassaden unterliegen einem einheitlichen
Fensterraster, welches vielfältige Einteilungs- und
Nutzungsmöglichkeiten zulässt und zudem
wirtschaftlich in Erstellung und Unterhalt ist.
Die Klassenzimmer und Haupträume sind zwei- bzw.
dreiseitig belichtet und haben so einen hohen Bezug
zum grosszügigen Aussenraum. Erreichbar sind
diese nicht über reine Erschliessungsflächen,
sondern mittels flexibel nutzbarer und möblierbarer
Multifunktionszonen mit hoher Aufenthaltsqualität.
Die Schule sowie der Kindergarten bestehen aus
natürlichen und robusten Materialien, die eine
schöne Patina entwickeln und hohen
Beanspruchungen standhalten.
Nutzung/Pädagogik Schule:
SchülerInnen und LehrerInnen betreten den Neubau
über den gedeckten Vorbereich direkt in das
vielfältig nutzbare Foyer, welches als
Besammlungsfläche dient.
Das Eingangsgeschoss ist offen, transparent und
einladend gestaltet. Die grosse Sitztreppe kann zu
verschiedensten Anlässen in unterschiedlichster
Funktion genutzt werden.
Angrenzend befindet sich auch separat erreichbar,
der Lehreraufenthalt mit angeschlossener Küche.
Die beiden Obergeschosse sind besonders flexibel
nutzbar: Kernzone mit Toiletten, Fassade und
Stützen bilden die Grundstruktur. In ausgebautem
Zustand liegen die Unterrichts- und Gruppenräume
ringförmig an der Fassade, lediglich unterbrochen
durch zwei abgetrennte Fluchttreppen.
Dadurch kommen die restlichen Flächen ohne
weitere brandschutztechnische Abtrennungen aus.
Drei offene und gut belichtete Multizonen können für
klassenübergreifende Gruppenarbeiten und als
Aufenthaltsbereiche genutzt werden.
Sämtliche Wände sind nichttragend und weitgehend
installationsfrei. Sie können flexibel an zukünftige
Bedürfnisse ohne Baubewilligung sogar in den
Sommerferien angepasst werden.
Diese Anordnung mit hoher und wirtschaftlicher
Dichte ermöglicht klassenübergreifendes Arbeiten,
aber auch intimes, stilleres Arbeiten, wo man sich in
die eigene Nische bzw. Zone zurückziehen kann.
Nutzung/Pädagogik Kindergarten:
Der Neubau für den Kindergarten folgt demselben
Prinzip. Hier dienen jedoch die aussenliegenden
Treppen als Fluchtweg und ermöglichen
verschiedenste Grundrissaufteilungen. Den Kern
bildet ebenfalls eine offene Treppenanlage, die
gemeinsam mit dem grosszügigen Foyer als
Besammlungsraum genutzt werden kann. Das
Gebäude wird zentral über den Haupteingang
betreten. Ein umlaufender Weg ermöglicht aber
auch die separte direkte Erschliessung jeder
einzelnen Kindergarteneinheit von aussen über die
Laubengänge.
Beiden Gebäuden ist ein hierarchischer Aufbau
gemeinsam – vom grossen öffentlichen
Besammlungsbereich über mehrere Stufen immer
privaterer Räume und Nischen bis hin zum eigenen
intimen Klassen- bzw. Hauptraum.
Behaglichkeit, Besonnung, Beschattung,
Belüftung und Ökologie.
Durch das kompakte Gebäudevolumen und die
optimal gedämmte Gebäudehülle kann der
Energieverbrauch für den Bau und Betrieb auf ein
Minimum reduziert werden. Grosszügige
Fensteröffnungen reduzieren den Bedarf an
elektrischer Energie für die Beleuchtung und
steigern gleichzeitig die Erträge aus der passiven
Solarenergienutzung. Eine Sitzbrüstung im
Fensterbereich verhindert jedoch die direkte
Einsicht in die Klassenzimmer von aussen.
Ein aussenliegender, tageslichtoptimierter Sonnen-
und Blendschutz verhindert die sommerliche
Überhitzung der Räumlichkeiten. Durch frei unter
der Decke angeordnete Raumakustikelemente bleibt
die für die im Sommer optimale Kühlung der Räume
so wichtige Masse der Decken erhalten und die
Tag-Nacht Phasenverschiebung der Temperaturen
kann genutzt werden.
Dachflächen werden extensiv begrünt und zusätzlich
mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet.
Raumprogramm und Organisation:
Durch minimale Eingriffe werden die beiden
Gestalten Cluster, FRD und die Musikschule im
bestehenden Schulhaus Langmatt untergebracht,
ohne die vorhandene Struktur aufzulösen.
So kann die 3.- 6. Klasse völlig gleichberechtigt
unter Berücksichtigung zeitgemässer Pädagogik
gesamtheitlich im Neubau realisiert werden.
Die räumliche Abtrennung der beiden Fluchttreppen
ermöglicht eine äusserst flexible
Grundrissorganisation. Die übrige Fläche kann den
aktuellen Bedürfnissen angepasst und völlig offen
respektive sehr kleinteilig aufgeteilt werden.
Es ergeben sich Synergien durch die Bündelung
der Klassen- und Gruppenräume im Zusammenspiel
mit dem jeweiligen Lehrer Arbeitsbereich und der
Heilpädagogik auf einer Ebene. Dies reduziert
Erschliessungsflächen und schafft eine
nutzerfreundliche Bauweise mit kurzen Wegen.
Die einzelnen Kindergarteneinheiten sind jeweils an
den offenen, multifunktional nutzbaren und
möblierbaren Zentralbereich angedockt. Das vierte
Glied bildet hierbei der Lehrerbereich und
Toilettenkern. Die aussenliegenden Treppen dienen
auch der Entfluchtung. Dadurch bedarf es keiner
weiteren brandschutztechnischen Trennung im
Inneren, was eine grösstmögliche Flexibilität
ermöglicht.
Es ergibt sich eine klare übersichtliche und
selbstverständliche Grundrisshierarchie innerhalb
beider Gebäude, die eine hohe Qualität erzeugt und
Identität stiftet.
Materialisierungskonzept:
Die Neubauten erfüllen den Minergie-Standard und
setzen wo immer möglich auf natürliche,
schadstofffreie Materialien mit einem tiefen Bedarf
an grauer Energie – von der Herstellung bis zur
Entsorgung. Eine konsequente Trennung von
Komponenten unterschiedlicher Lebenserwartung
vereinfacht nicht nur den langfristigen Werterhalt
der Gebäude, sondern minimiert auch den Aufwand
für Wartung sowie Unterhalt und vereinfacht
allfällige spätere Umnutzungen oder Sanierungen.
Statik:
Das Tragwerk der Gebäude besteht aus
vorfabrizierten Elementdecken und Betonstützen.
Optimale Spannweiten und eine direkte, vertikale
Lastableitung stellen die Material- und
Kosteneffizienz der Gebäudestatik sicher. Die
Aussteifung und Gewährleistung der
Erdbebensicherheit erfolgt in der Schule durch die
Sanitärkerne sowie den Eingang flankierende
Stützenpaare in Verbindung mit deckengleichen
Überzügen. Diese wiederholen sich über alle
Geschosse.
Im Kindergarten stehen stattdessen vier
Wandscheiben für die Aussteifung zur Verfügung.
Auf weitere tragende Wände kann verzichtet
werden, wodurch eine grosse Flexibilität hinsichtlich
künftiger Nutzungs- oder Raumanpassungen
sichergestellt ist.
Bau- und Lebenszykluskosten:
Die Kompaktheit der Volumen und ein
Raumkonzept, welches auf reine
Erschliessungsflächen weitgehend verzichten kann,
ermöglichen eine sehr wirtschaftliche Errichtung der
Bauten. Die kurzen Verbindungswege sowie die
Anordnung zusammengehöriger Nutzungen auf
einem Geschoss steigern die Effizienz im Betrieb
und im Unterhalt.
Erweiterungsmöglichkeiten:
Gerade für ein Schulhaus ist es essentiell, auf sich
verändernde Schülerzahlen reagieren zu können.
Das Erdgeschoss kann diesbezüglich je nach
Bedarf um bis zu vier weitere Klassen mit
dazugehörigen Gruppenräumen sowie Lehrer
Arbeitsbereich und Heilpädagogik erweitert werden.
Hierfür wird die Bodenplatte vorgreifend vollflächig
mit einer Dämmung versehen, sodass bei einer
Erweiterung die thermische Hülle nicht
beeinträchtigt wird. Erweiterungen können einfach
im bestehenden Volumen realisiert werden.
Flächenreserven auf dem Grundstück ermöglichen
ebenso problemlos eine Erweiterung des
Kindergartens.